WARSTEIN – Für den Warsteiner Tennisprofi Jan-Lennard Struff neigt sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende. Der mittlerweile 34-Jährige feierte im April vor deutschem Publikum bei den BMW Open den ersten ATP-Einzeltitel seiner Karriere, nahm im Sommer zum dritten Mal an den olympischen Spielen teil, erreichte mit dem deutschen Team das Davis Cup-Halbfinale, musste allerdings erneut mit seiner Hüftverletzung aus dem Vorjahr kämpfen. Ein Interview über die vergangenen 12 Monate und das kommende Jahr. Fotos (2): BMW Open
Jan-Lennard, in diesem Jahr ist bei dir sportlich viel passiert, du beendest es als 42. der ATP- Weltranglisten. Wie ordnest du 2024 in deiner Karriere ein?
Jan-Lennard Struff: Das war ein sehr solides Jahr. Ich habe es in den Top-50 abgeschlossen. Nach der Verletzung im Vorjahr wusste ich nicht, wo ich genau stehe, deswegen ordne ich es sehr positiv ein. Die zweite Jahreshälfte hätte besser laufen können, da war ich leider gesundheitlich etwas angeschlagen, aber dafür war die erste Hälfte sehr gut, vor allem die Sandplatz- und die Rasensaison.
“Tat richtig gut, den ersten ATP-Titel auf deutschem Boden zu holen”
Jan-Lennard Struff über den Gewinn der BMW Open im April
Mit dem BMW Open-Titel hast du dich nach sechs Challenger-Turniersiegen erstmals bei einem ATP-Turnier mit dem Einzeltitel belohnen können. Ohne Satzverlust hast du bei schwierigen Bedingungen mit teilweise Schneeregen den Titel geholt. Wie ist dir diese Woche in Erinnerung geblieben und was bedeutet dir der Titel?
Jan-Lennard Struff: Das war überragend! Der Titel hatte mir noch gefehlt und ich bin richtig happy, dass ich ihn geholt habe. Das war eine überragende und richtig schöne Woche. Es tat richtig gut, dass ich meinen ersten Titel auf deutschem Boden geholt habe.
Ein weiteres Highlight war auch die erneute Teilnahme an den olympischen Spielen. Welchen Stellenwert nehmen die Spiele bei dir ein? Und ist eine Teilnahme in Los Angeles 2028 ein Traum von dir?
Jan-Lennard Struff: Das wäre absolut ein Traum und richtig schön, falls es klappen sollte. Bei den olympischen Spielen dabei sein zu dürfen, ist einfach jedes Mal etwas ganz Besonderes. Ich war in diesem Jahr zum dritten Mal dabei und es war wieder wunderschön!
Im September durftest du erstmals Teil des „Team Europe“ beim Laver Cup sein, bei dem die besten europäischen Spieler gegen die besten Akteure aus dem Rest der Welt gegeneinander antreten. Wie hast du die Erfahrung auch ohne Einsatz wahrgenommen?
Jan-Lennard Struff: Das war besonders. Ich habe in der abgedunkelten Halle jegliches Zeitgefühl über die jeweiligen Tage verloren. Ich hätte super gerne gespielt, ein Doppel hätte sich angeboten, aber leider ging es aufgrund der Regularien, wer spielen durfte, nicht. Aber es hat Spaß gemacht, Teil des Teams zu sein.
Im Davis Cup seid ihr gegen die Niederlande im Halbfinale ausgeschieden. Wie habt ihr die Niederlage so kurz vor dem Finale wahrgenommen?
Jan-Lennard Struff: Wir waren glücklich über das gewonnene Viertelfinale gegen Kanada. Wir wussten, wie gut die Niederländer sind, die zuvor Spanien geschlagen hatten. Schade, dass wir es nicht zum 1:1 nach den Einzeln geschafft hatten, weil unsere Doppel-Jungs, die kurz zuvor den Weltmeister-Titel geholt hatten, durch das 0:2 nach den Einzeln nicht mehr zum Einsatz gekommen sind. Es ist schade, dass wir den Sprung ins Finale nicht geschafft haben, aber die Niederländer haben auch einfach einen sehr guten Kader. Es war trotzdem ein gutes Davis Cup-Jahr für uns und Deutschland.
Ein Rückschlag war für dich die erneute Hüftverletzung, die nach dem Ausbruch im Sommer 2023 erneut aufkam. Wie ist dein Gesundheitsstand und ist das eine Verletzung, die auch zukünftig immer mal wieder auftreten kann?
Jan-Lennard Struff: Momentan ist es ganz gut, das war nach den Problemen in 2023 gesundheitlich ein durchaus positiveres Jahr für mich. Es kann zwischendurch sein, dass es in der Hüfte mal zwickt, aber insgesamt sieht es erstmal gut aus.
Nach dem Davis Cup Ende November war es wieder eine kurze Pause für dich. Wie hast du dich auf die neue Saison vorbereitet?
Jan-Lennard Struff: Ich habe ein Showturnier in London gespielt und war auf Mallorca zur Vorbereitung in der Rafa Nadal Academy. Hier konnte ich mich mit meinem Fitnesstrainer Uwe Liedtke vorbereiten. Auch den Trainingsplätzen habe ich mit Dominik Koepfer, Lorenzo Sonego, Coleman Wong, Jaume Munar und einigen anderen trainiert. Das waren sehr gute Trainingstage.
“In vollem Maße motiviert. Möchte möglichst viele Matches gewinnen”
Jan-Lennard Struff über das nächste Jahr
Im kommenden Jahr wirst du 35 Jahre alt. In wie weit ist das Bewusstsein in deinem Kopf, dass du dich im Herbst deiner Karriere befindest?
Jan-Lennard Struff: (lacht) Im Herbst der Karriere wäre gut – es ist schon fast Winter. Aber ich möchte meinen sportlichen Herbst noch bestmöglich nutzen. Es wäre super, wenn ich gesund bleibe und noch ein paar Jahre spielen könnte.
Gibt es konkrete sportliche Dinge, die du in deiner Karriere noch erreichen möchtest?
Jan-Lennard Struff: Ich durfte in meiner Karriere viele tolle und positive Dinge erleben. Ich bin in vollem Maße motiviert und möchte möglichst viele Matches gewinnen, deswegen habe ich keine konkreten sportlichen Dinge.
Zum Abschluss: Was wünschst du deinen Fans?
Jan-Lennard Struff: Ich wünsche allen viel Gesundheit, viel Spaß, Glück und einen guten Start ins neue Jahr.