6:4, 6:7, 6:7 – Final-Thriller in Stuttgart

6:4, 6:7, 6:7 – Final-Thriller in Stuttgart 934 729 Michael Hölter

STUTTGART – Für Jan-Lennard Struff ist es das dritte ATP-Finale, das zweite auf deutschem Boden: Bei den BOSS OPEN in Stuttgart steht er am Endspiel-Sonntag dem US-Amerikaner Frances Tiafoe gegenüber. [📸 Fotos (2): BOSS OPEN]

Nach dem starken Halbfinal-Fight gegen den Polen Hubert Hurkacz (3:6, 6:3, 6:3) startet der 33-jährige Deutsche gut in die Partie, sichert sich das Break zum 4:3 und kurz darauf, 29 Minuten sind gespielt, den ersten Satz mit 6:4.

Bis zum Stand von 4:3 ist im zweiten Durchgang alles in Reihe, Struff ist bei allen drei Aufschlagspielen Tiafoes auf 40:30 dran und wirkt insgesamt als der bessere Spieler. Doch dann gibt es neue Bälle. Zuerst serviert der US-Profi souverän durch, dann hat der Deutsche seine Probleme.

Doch er kommt noch in den Tie-Break, den er allerdings mit 1:7 abgibt – Satzausgleich.

Jetzt gibt es erneut die Entscheidung im dritten Durchgang, in den Struff gut reinkommt. Angefeuert vom Publikum lassen beide Akteure keine Breakbälle zu, sodass es wieder in den Tie-Break geht. Es sollte ein dramatischer werden.

Die Fans supporten Struff lautstark bei jedem erzielten Punkt, aber auch Tiafoe hat seine Anhänger auf dem Center Court. Jeweils zwei Mini-Breaks erzielen beide Akteure, ehe es nach exakt zwei Stunden Spielzeit beim Stand von 3:3 zum Seitenwechsel geht.

Danach bringen beide ihre Aufschläge durch und somit hat der US-Amerikaner beim Stand von 5:6 den ersten Matchball. Es entwickelt sich der längste und spektakulärste Ballwechsel der Partie, den Struff eindrucksvoll unter dem tosenden Applaus von den Rängen gewinnt. Er holt den nächsten Punkt zum 7:6 und hat jetzt Matchball. Es ist so ruhig, dass man Jan-Lennard klar und deutlich durchpusten hört. Doch Tiafoe kommt über den zweiten Aufschlag und schlägt nach dem Return von Struff eine Rückhand als Winner die Linie runter. Es geht weiter, 7:8, 8:8, 8:9. Jetzt hat Tiafoe seinen dritten Matchball. Struff wehrt sich eindrucksvoll, holt zwei nahezu unerreichbare Bälle und bleibt damit im Spiel. Doch mit einem sensationellen Vorhand-Volley an der T-Linie bringt der Profi aus den USA das Match durch. 8:10.

Jan-Lennard wirkt zuerst ungläubig aufgrund des unfassbar verwandelten Matchballs seines Gegners. Während Tiafoe vor Freude auf dem Boden liegt, steht Struff die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Im Interview im Rahmen der Zeremonie nach Ende der Partie sagt Struff: „Das war die Hölle eines Kampfes mit dir, Frances. Du bist auf und neben dem Platz ein großartiger Typ. Auch wenn es schwerfällt: Glückwunsch zum Titel. Ein großes Danke an meine Familie und mein Team, aber auch an alle Zuschauer, die mich unterstützt haben.“

Tiafoe erklärt: „Struffi, du hast unglaublich gut aufgeschlagen und hättest den Sieg genauso verdient gehabt. Ich bin mir sicher, dass du noch einen Titel auf der Tour holen wirst. Aber ich bin glücklich, dass ich ihn heute geholt habe.“

Während Frances Tiafoe, der durch den Sieg in die Top 10 der Weltrangliste einzieht, auf dem Center Court gefeiert wird, erfüllt der Deutsche etliche Autogrammwünsche.

Für Struff geht es nach der Niederlage am Montag zum ATP-Turnier nach Halle.

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