“Dankbar dafür, dass wir spielen durften” – ein Rückblick

“Dankbar dafür, dass wir spielen durften” – ein Rückblick 2048 1365 Michael Hölter

WARSTEIN – 702,  359, 239, 168, 107, 59, 107, 63, 53,  57, 35 – So lesen sich die zumeist aufsteigenden Jahresend-Platzierungen des Warsteiner Tennisprofis Jan-Lennard Struff in der Weltrangliste seit seinem Start auf der ATP Tour 2009 bis Ende 2019. In diesem Jahr wird der mittlerweile 30-Jährige als Nummer 36 des Erdballs ins Ziel einlaufen, ist mit dem Endspiel-Sieg des Russen Daniil Medvedev bei den jüngst ausgetragenen ATP-Finals (Tennis-WM) am vergangen Sonntag das Turnierjahr auf ATP-Ebene beendet.

Dabei hatte die aktuell herrschende und anhaltende COVID-19-Pandemie sich auch im Profitennis deutlich bemerkbar gemacht. So fußte die Weltrangliste in diesem Jahr nach dem Corona bedingen Restart nicht auf den besten 18 Turnier-Resultaten der vergangenen 52 Wochen, sondern wurden aufgrund ausfallender Turniere die Wertungen auf den Zeitraum von März 2019 bis Dezember 2020 ausgeweitet. Die ATP überlegt aktuell sogar, es bis zum kommenden März 2021 auszuweiten. Durch die Regelung konnte beispielsweise das nicht ausgetragene Turnier von Wimbledon trotz des Ausfalls bis zum Jahresende weiter in die Wertung für die Weltrangliste einfließen, galt zudem bei in beiden Jahren ausgetragenen Turnieren das bessere Ergebnis.

Dadurch ist das aktuelle Struff-Spieljahr anders zu bewerten als bisher. So stehen 30 gespielte Einzel-Matches in 2020 gegenüber 64 Partien in 2019 oder 48 Duellen in 2018. Dabei zeigt sich allerdings auch, dass die Zahlen relativ zu betrachten sind, weil die eigene Leistung die Anzahl an Matches in erster Linie beeinflusst.

Die 30 gespielten Begegnungen in diesem Jahr mit einer Bilanz von 15 Siegen und 15 Niederlagen bewertet der Warsteiner selbstkritisch: „Mit den Leistungen seit den Turnieren in den USA bin ich nicht zufrieden. Ich konnte seit den US Open keinmal mehr als zwei Runden gewinnen. Da waren natürlich auch Niederlagen wie gegen Tsitsipas (Weltranglisten-Fünfter) in Wien, Carreno Busta (15.) in Paris oder Pospisil in Sofia, der dort am Ende im Finale stand, dabei. Das sind schwere Matches, aber mit den Ausgängen bin ich natürlich nicht zufrieden.“ In den USA wurde Struff beim Cincinnati-Masters (im Viertelfinale) und den US Open (in der dritten Runde) jeweils von Novak Djokovic bezwungen, der 2020 zum sechsten Mal als Weltranglisten-Erster ein Jahr beenden wird.

Die Bedingungen für die Profis seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im August waren besonders, wurden sie in einer sogenannten „Bubble“ gehalten, um möglichst wenig Kontakte zu anderen Personen zu halten. Die Hotels sowie die Turnier-Anlagen durften nicht verlassen werden, die Anreise war aufwendiger, mussten außerdem zuerst die Tests abgewartet werden, ehe das Hotelzimmer verlassen werden durfte. „Das war eine große Umstellung und für uns alle eine schwierige Situation, aber ich bin dankbar dafür, dass wir spielen durften“, blickt der Warsteiner auf die zehn Turniere nach dem Re-Start zurück.

Nach seinem vorerst letzten Match am 10. November reiste Struff zu seiner Familie, freuen sich seitdem Freundin Madeleine und Sohn Henri (1) auf die gemeinsame Zeit. Da die Profis bei den Turnieren außer auf dem Platz und in ihren Zimmern immer einen Mund-Nasen-Schutz tragen mussten, freut sich der Warsteiner, einen Spaziergang mit der Familie an der frischen Luft auch mal ohne den ansonsten wichtigen Schutz verbringen zu können.

Doch viel Zeit mit den Liebsten bleibt nicht, startet der großgewachsene Rechtshänder bereits ab dem 30. November mit seinem Trainer Carsten Arriens und Fitness-Coach Uwe Liedtke wieder in die Vorbereitung auf 2021. „Auch wenn der Turnierplan aufgrund der schwierigen Situation noch nicht vorgegeben werden konnte.“

Planmäßig haben die Turnier-Organisatoren der ATP den 1. Januar für den Saisonstart im Blick, „aber wir wissen jetzt noch nicht genau, ob das so stattfinden kann“, erklärt Struff und führt aus: „Ich werde mich einfach voll vorbereiten, damit ich ready bin, sobald es losgeht. Mehr kann ich nicht machen.“

Bis dahin wird der 30-Jährige im Beisein seiner Familie die kurze Regenerationspause nutzen, um für das anstehende Spieljahr gewappnet zu sein. 

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